Was sind Landschaftspflegeverbände und welche Wirkungen gehen von ihnen aus?
Landschaftspflegeverbände (LPV) sind freiwillige Zusammenschlüsse von Landnutzern, Vertretern von Naturschutzverbänden und der Kommunalpolitik einer bestimmten Region. Diese Gruppen arbeiten im Vorstand der Verbände gleichberechtigt und freiwillig zusammen. Diese sogenannte „Drittelparität“ ist das Markenzeichen dieser kooperativen Bewegung für eine nachhaltige ländliche Entwicklung.
Die wesentlichen Ziele der Arbeit der LPV sind:
- Erhalt der vielfältigen Kulturlandschaft,
- Schutz und Pflege artenreicher Lebensräume,
- Förderung seltener und bedrohter Tier- und Pflanzenarten,
- Anlage von Biotopen und deren Vernetzung,
- Information der Bürger durch Veranstaltungen und Veröffentlichungen.
Die ersten LPV sind 1986 in Bayern entstanden – bundesweit gibt es knapp 200 LPV. Landschaftspflegeverbände sind mittlerweile auch in allen ostdeutschen Bundesländern entstanden. Bundesweit arbeiten die LPV mit über 10.000 landwirtschaftlichen Betrieben für den Naturschutz eng zusammen.
Anfang der 1990er Jahre entstanden auch in Mecklenburg-Vorpommern die ersten Landschaftspflegeverbände. Neben den Verbänden „Sternberger Endmoränengebiet“ 1992 entstanden der LPV „Nordwestmecklenburg“ und am 27.03.1993 auch unser Verband.
Entstehung und Entwicklung des Landschaftspflegeverbandes „Mecklenburger Endmoräne“ e.V.
Der 1991 entstandene Kreisbauernverband „Müritz“ hatte die Aufgabe, im Bereich der Kreisstadt Waren/Müritz sowie im Bereich Penzlin Beschäftigungsmaßnahmen zu begleiten, die den enormen Anstieg der Arbeitslosenzahlen abpuffern und zugleich gemeinnützige Arbeiten in dörflichen Siedlungsbereichen und der Kulturlandschaft ausführen sollten. Feldhecken- und Kopfweidenpflege, die Mahd von Nischenbiotopen für den Artenschutz oder die Renaturierung von Söllen und Kleingewässern standen schon bald auf der Aufgabenliste. Die fachliche Unterweisung der Beschäftigten wurde über Herrn Dr. Martin, den Leiter der Landeslehrstätte für Naturschutz in Waren Müritzhof in einem einwöchigen Ausbildungsgang abgesichert. Über die enge Partnerschaft und gegenseitige Besuche mit dem Kreisbauernverband Schleswig/Flensburg und die angeschlossene Arbeitsgemeinschaft für Landschaftspflege wurde man schnell auf weitere Aufgabenfelder mit Schwerpunkt Landschaftspflege aufmerksam.
Sowohl personell als auch fachlich kam der Bauernverband bei der Umsetzung der Projekte jedoch schnell an seine Grenzen.
Auf Bestreben des damaligen Geschäftsführers des Bauernverbandes kam es zur Kontaktaufnahme mit Ludwig Wegener, vielen noch bekannt als „Heckenpastor Wegener“, der sich offen für die Idee, einen neuen Projektträger zu schaffen, zeigte und auch bei der Kreisverwaltung wusste, wen er mit ins Boot holen musste. Aus der Umweltfachbehörde waren das Rolf Barthel und Martin Kunert, die, wie Ludwig Wegener in einem Brief schrieb, die stärksten Verbündeten in dieser Zeit waren. Schützenhilfe gab es außerdem durch den „Landschaftspflege für Deutschland“ e.V., den Vorgänger unseres Dachverbandes DVL (Deutscher Verband für Landschaftspflege).
Auf der Suche nach einer entsprechenden Organisationsstruktur gab das 1. Koordinierungstreffen der deutschen Landschaftspflegeverbände auf der Insel Vilm die Initialzündung zum Aufbau eines solchen Verbandes hier in unserer Region. Nach vorbereitenden Gesprächen mit dem Jagdverband, den ehrenamtlichen Naturschützern, dem Nationalparkamt, den Wasser- und Bodenverbänden und den beteiligten Behörden, wurde man sich schnell einig, dass die regional verwurzelten Landschaftspflegeverbände in ihrer Mittlerstellung ein wichtiges Bindeglied bei der Umsetzung naturraumbezogener Landnutzungskonzepte sein können.
Die Gründungsversammlung fand schließlich am 27.03.1993 in der Landeslehrstätte in Waren statt. Zum ersten gewählten Vorstand gehörten: Ludwig Wegener als Vorsitzender, Hans-Heinrich Nevermann und Dietrich Franck als Stellvertreter. Außerdem sollen Dr. Gotthardt Porsche, Dr. Ulrich Voigtländer, Victor Cori und Jürgen Jarchow genannt sein, die die drei Interessengruppen Naturschutz, Landwirtschaft und Kommune im Vorstand repräsentierten. Insgesamt waren 20 natürliche und 8 juristische Personen Gründungsmitglieder.
Im Gebiet des Altkreises Müritz wurden in den folgenden Jahren, regelmäßig wiederkehrend und z.T. auch großflächig, Biotoppflegearbeiten übernommen. Dazu standen MitarbeiterInnen zur Verfügung, die über Instrumente der Arbeitsmarktförderung beschäftigt wurden und zu großen Teilen auch die nötigen Sachmittel mit einbrachten. Im Jahresschnitt waren so bis zum Jahr 2014 ständig ungefähr 80 Personen beschäftigt. In dieser Zeit wurden ungefähr 5.000 Bäume gepflanzt, 5 km Feldhecken bzw. 20 km Benjeshecken neu angelegt, 150 km Feldhecken gepflegt, 500 km Rad- und Wanderwege freigehalten und ca. 3.000 Kopfweiden gepflegt.
Die Umnutzung von ehemaligen Trafostationen zu Artenschutztürmen in Zusammenarbeit mit einem großen regionalen Energieversorger sind ebenso wie das Anbringen von Nisthilfen oder das Aufstellen von Nestträgern für den Weißstorch wertvolle Beiträge für den Artenschutz. Ein Kataster mit Söllen und Kleingewässern im Altkreis Müritz, das innerhalb von 2 LEADER-Projekten erstellt wurde, fasst ca. 3.400 Gewässer, wovon 50 renaturiert wurden. Die Entwicklung eines Alleenkonzeptes für das Amt Seenlandschaft Waren, die Mittelbeschaffung für die Pflege und Nachpflanzung von Alleebäumen, die Pflanzung von 150 Einzelbäumen als Landmarken in der Agrarlandschaft oder das Anlegen eines Findlingsgartens in Ankershagen sind Zeugnisse der Bemühungen für den Erhalt unserer Kulturlandschaft (Nur was man kennt, kann man schützen).
Mit der Entspannung der Situation auf dem Arbeitsmarkt der Region verringerte sich auch die Zahl der zur Verfügung stehenden MitarbeiterInnen. Das führte dazu, sich wieder auf seine originären Aufgaben zu konzentrieren und Projekte zu entwickeln.
Das wichtigste Projekt war und ist „Natur im Garten“ (www.natur-im-garten-mv.de) – ein LEADER-Projekt (2012 – 2023) mit landesweiter Bedeutung, das Themen wie Naturschutz, nachhaltiges Handeln und gesunde Ernährung vom eigenen Garten auf die Ebene einer ökologischen Gestaltung und Nutzung kommunaler Flächen und zusammenhängender Regionen hebt. Ein zentraler Baustein ist dabei ein Umweltbildungsangebot, das die Aktiven in die Lage versetzt, Zusammenhänge in der Natur zu erkennen und das Handeln im eigenen Einflussbereich danach auszurichten. Schulgartenunterricht und Bildungsangebote für LehrerInnen und ErzieherInnen sorgen mit enormer Multiplikatorenwirkung für zukunftsorientiertes Handeln.
Ein für den Artenschutz wichtiger Beitrag war unsere Teilnahme am vom Bundesamt für Naturschutz geförderten bundesweiten Kooperationsprojekt „Rotmilan – Land zum Leben“ (www.rotmilan.org). Als Praxispartner konnten wir im Zeitraum von Ende 2013 bis Oktober 2019 über 140 LandnutzerInnen zu Rotmilan freundlichen Maßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft beraten und die Umsetzung begleiten. Die jährliche vollständige Erfassung der Brutpaare incl. der Reproduktionszahlen im 312 km² großen Kontrollgebiet lieferte für das Umweltmonitoring wertvolle Daten über einen Zeitraum von 5 Jahren.
Im Auftrag des StALU Mecklenburgische Seenplatte werden seit 2021 durch den Verband Landwirtschaftsbetriebe für die Umsetzung von Maßnahmen aus den FFH-Managementplänen sensibilisiert und beraten sowie konkrete Maßnahmen umsetzungsreif vorbereitet.
Auch aktuell werden für private Initiativen oder Kommunen über den Verband Fördermittel akquiriert, beispielsweise um Feldhecken oder Streuobstwiesen anlegen zu lassen, Parkentwicklungskonzepte für denkmalgeschützte Landschaftsparke zu erarbeiten, sog. Schwalbentürme errichten oder Baumpflanzungen durchführen zu lassen.
Neben dem Angebot, sich ehrenamtlich engagieren zu können, wird sich der Verband künftig noch mehr als Dienstleister für Natur- und Artenschutzprojekte ausrichten. Dabei soll ein Leistungsspektrum von der Planung über das Monitoring bis zur Umsetzung und langfristigen Flächenbetreuung angeboten werden.
Aktuell hat der Verband 24 Mitglieder. Das sind neben Privatpersonen auch Landwirtschaftsbetriebe, 2 Gemeinden und 2 Wasser- und Bodenverbände. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit 8 Landschaftspflegeverbände, die einen großen Teil der Landesfläche abdecken.
Seit 2008 betreibt der Verband auch einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb, um Eigenmittel für die Finanzierung der Projektarbeit absichern zu können. Dieser Betrieb besteht aus einer Landschaftspflegeeinheit mit zurzeit 4 MitarbeiterInnen. Unser Tätigkeitsspektrum finden Sie unter „Leistungen“.